Pressemitteilung vom 27.01.2022

„Ein anderer Zugang zu Menschen und Familie“

Sven Beyer-Bödding von der Betrieblichen Sozialberatung Münsterland kennt inzwischen
viele Geschichten und Einzelschicksale. Er und fünf Kolleg*innen von der Evangelischen
Jugendhilfe Münsterland sind seit 8 Jahren mit einem eigenen Projekt in der betrieblichen
Sozialarbeit tätig.

„2013 suchte ein Ibbenbürener Pharmaunternehmen nach einem Angebot, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krisensituationen unterstützt und berät“, erinnert sich Beyer-Bödding. Für den diplomierten Sozialpädagogen war sofort klar, dass die Evangelische Jugendhilfe über die nötige Beratungskompetenz und ein großes Netzwerk verfügt. „Es ist ja nur ein anderer Zugang zu Menschen und Familien“, erklärt Beyer-Bödding, „wichtig ist, dass wir direkt am Arbeitsplatz ganz niederschwellig in schwierigen Lebenslagen und auch präventiv unterstützen können.“ Mittlerweile ist daraus ein breit gefächertes Programm geworden. Es werden Führungskräfte zur Wahrnehmung psychischer Belastungen der
Angestellten geschult und für alle Mitarbeitenden Kurse zur Stressbewältigung in Beruf und
Alltag angeboten. Die Beratung kann im Unternehmen, auf Wunsch aber auch außerhalb
stattfinden.

„Unsere Arbeit soll auf beiden Seiten einen Gewinn darstellen: Die Angestellten haben frühzeitig die Möglichkeit, Hilfe zu erhalten und so zum Beispiel nicht in einem Burnout zu enden. Und die Unternehmensführung profitiert nebenbei von weniger Krankheitstagen“, betont Beyer-Bödding.
Wer aus der Belegschaft Hilfe sucht, kann sich jederzeit vertrauensvoll an die
Sozialberater*innen wenden, die natürlich der Schweigepflicht unterliegen. Es muss dabei
nicht um Schwierigkeiten rund um den Arbeitsplatz gehen. Die Berater haben für alles ein
offenes Ohr: Schulden, Stress in der Familie, jedwede körperliche oder seelische
Beschwerden. „Seit Corona ist die Belastung vieler nochmal gestiegen. Besonders betroffen
war ich, als jemand mir mitteilte, dass er ein Alkoholproblem hat und ihm Suizidgedanken
durch den Kopf gehen,“ berichtet Beyer-Bödding nachdenklich, „ich war tatsächlich der
Erste, dem sich diese Person anvertraut hat. Wir haben im Anschluss auf dem Weg zu
Therapie und Rehabilitation begleitet.“

Mittlerweile ist das Team der betrieblichen Berater an 14 Standorten in unterschiedlichsten
Unternehmen tätig. Stadtverwaltungen, Krankenhäuser, Industrie- und Handwerksbetriebe
und Stadtwerke melden sich bei der Sozialberatung. Sie haben erkannt, dass ihr Fundament
gesunde und zufriedene Angestellte sind, die Wertschätzung verdienen.
„Wir hoffen, dass noch viele Unternehmen diesem Beispiel folgen“, so Beyer-Bödding,
„schließlich ist eine solcher Umgang mit der Mitarbeiterschaft auch ein gutes Aushängeschild
bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften.“ Die Kosten halten sich im Rahmen, es werden
nur die tatsächlich erbrachten Beratungsleistungen abgerechnet. Die Beratung erfolgt
derzeit unter 3-G-Vorgabe mit FFP2-Maske und Abstand, alternativ über Telefon oder
Videomeeting.